Was ich durch mein Kind gelernt habe
Familie Kinder

Was ich im 1. Jahr durch mein Kind alles gelernt habe

Ein Neugeborenes zu haben kostet Kraft, Schlaf und kann zur Belastungsprobe für die Beziehung werden – dieses (theoretische) Wissen hatte ich schon bevor mein Zwerg geboren wurde. Doch wie viel habe ich in den ersten 12 Monaten dazugelernt… Und das nicht nur für den Alltag als Mama, sondern für’s Leben. Und das waren ein paar der Lektionen:

1. Vorsicht beim (be)urteilen, wenn du die Situation nicht selbst erlebt hast!

Eines der mitunter ersten Dinge, die ich gelernt habe ist, dass sich Meinungen ändern können. Auch meine Meinung. Die wohl überlegt war.
Wie es dazu kam? Ich denke es liegt daran, dass ich manche Situation schlicht und ergreifend davor einfach noch nicht wirklich kannte.
Ich hatte mir beispielsweise nicht erklären können, weshalb ohne medizinisch notwendigen Grund geplante Kaiserschnitte gewünscht werden. Nachdem unser Kleiner 15 Tage nach Termin kam (und ich zweimal psychisch ziemlich am Ende war) kann ich es alleine schon aus diesem Grund verstehen!
Doch ich habe dadurch etwas noch viel Wichtigeres gelernt: Urteile nicht (vorschnell) über Situationen, die du noch nicht selbst erlebt hast. Was ganz praktisch auch bedeutet, vorsichtig zu sein, wenn man (be)wertet was andere sagen oder tun. Sei es in der Reaktion darauf, wenn mir jemand etwas erzählt oder den Tipp den ich gebe bzw. wie ich ihn formuliere. Ich meine damit nicht, dass bewerten schlecht ist – sondern dass man vorsichtig sein sollte, wie bestimmt man hierbei auftritt und berücksichtigen sollte, ob einem hier lediglich theoretisches Wissen vorliegt.

2. Es ist alles eine Phase!

Außerdem habe ich gelernt, dass alles eine „Phase“ ist. So, wie das Leben gerade ist -mit den schönen wie auch mit den anstrengenden Dingen – wird es nicht immer bleiben. Der aktuelle Alltag wird auf kurz oder lang nicht mehr mein Alltag sein. Und mit Säugling ändert sich der Alltag teilweise alle paar Wochen. Kaum hatte ich eine Art Rhythmus und endlich verstanden, wie ich meinen Tag organisiere und weshalb wann wie geweint wird, da kam schon der nächste Wachstumsschub und alles war Anders…

3. Nicht zu viele Pläne machen!

Wer mich kennt, der weiß: Ich bin sehr gut organisiert und liebe es, zu sehen, wie dadurch viel erledigt wird. In der Elternzeit hat man quasi viel Zeit viel zu tun. Sehr schnell habe ich aber gemerkt, wie wenig man doch tatsächlich schafft. Und sei es nur, weil man in der Nacht stundenlang vom kleinen Zwerg wachgehalten wurde und das Schlafbedürfnis einfach überhandnimmt. Oder das Baby einen einfach viel braucht. Es gibt Säuglinge, die jeden Tag zur festen Uhrzeit 3-4 Stunden schlafen, bei anderen ist man schon über 10 Minuten Schlaf froh. Die einen sind in 3 Minuten fertig gestillt, die anderen erst nach 30 Minuten.

Deshalb: Die Pläne sollten sich nicht an den am Tag verfügbaren 24h Stunden orientieren sondern an das Baby. Und so kann es, wie in meinem Fall, sein, dass man zeitweise höchstens 1, maximal 2 Dinge pro Tag schaffst – und mehr braucht man sich dann auch nicht vornehmen. Und es ist auch vollkommen okay, nicht mehr zu „schaffen“! (auch wenn wir irgendwie darauf getrimmt sind, viel „schaffen“ zu müssen). Diese Dinge müssen keine „hochtrabenden“ Sachen sein, sondern sind so simpel wie Wäsche waschen oder etwas schnelles Kochen.  In meinem Fall war es z.B. teilweise schon herausfordernd Nudeln zu kochen, weil der Zwerg mir durch sein Bedürfnis nach Nähe (jedoch ohne Trage) nicht einmal dazu genug Freiheit gelassen hat…
Als ich verstanden hatte, dass ich nicht viel schaffen muss, war es nicht mehr ganz so frustrierend und ich konnte etwas zufriedener sein.  

4. Ich entdecke mich im Kind - und lerne dadurch mehr über mich!

Ich erinnere mich noch an den Moment, als jemand die wunderschöne blaue Augen unseres Zwergs bewunderte und ich mir dachte „den Wortlaut kenne ich doch, das hat man mir früher als Kind gesagt“. Jetzt höre ich das inzwischen kaum noch. Und so habe ich es entdeckt – meine Augenfarbe hat sich über die Jahre (etwas) verändert. Klar schaue ich manchmal in den Spiegel, aber irgendwie war mir das noch gar nicht aufgefallen.
Es sind aber nicht nur solche Äußerlichkeiten, die ich durch den Zwerg über mich entdecke und erkenne. Vor allem im ersten Lebensjahr, wo die Kinder nur schwer vermitteln können, was sie möchten, bleibt einem oft nur raten und auch beobachten. Interessant ist es, wenn es beginnt, dass man Wesenszüge entdeckt. Ich mache mir hierbei dann manchmal bisschen Gedanken darüber, wie ihm das im Leben zum Nutzen sein kann, welche Schwäche es mit sich bringt und wie ich ihm in den nächsten Jahren helfen kann, den richtigen Umgang damit zu lernen. Und immer mal wieder merke ich dabei: „Hey, so bin ich ja auch…“. Und so beginne ich dann aufzuschlüsseln, weshalb mir Situationen etwas ausmachen und wie ich damit besser umgehen kann. Ohne mein Kind wäre ich wahrscheinlich nie dazu gekommen, das so zu beleuchten.

Man denkt, man müsse als Eltern Kindern viel beibringen – und zeitgleich lernen wir so viel durch sie. Eine gute Gelegenheit ein Vorbild darin zu sein, an sich zu arbeiten und sich korrigieren zu lassen.
Wie geht es dir? Kannst du dich in dem ein oder anderen Punkt wiederfinden? Oder hast du ganz andere Sachen gelernt? Lass es mich und die anderen Leserinnen des Blogs gerne durch die Kommentarfunktion wissen. Ich freue mich drauf, von dir zu hören! 😊

Weitere Gedanken von mir zur Anfangszeit als Mutter gibt es auch im Artikel „Alles hat seine Zeit…“.
Was Barbara gerne als Mama früher gewusst hätte, davon erzählt sie hier auf ihrem Blog.

Vielleicht ist auch das Interview mit Dr. Marion Maier zum Thema „Geburtstrauma – (er)kennen und behandeln“ für dich von Interesse?

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7 Kommentare

  1. Johanna Bottesch sagt:

    Sehr schön zu lesen! Danke für die schönen Erfahrungen die du mit uns teilst.

    1. Gerne – vielen Dank für deinen netten Kommentar! 🙂

      1. Tabitha sagt:

        Das hat gut getan, das zu lesen! Danke für’s teilen!
        Sehr hilfreich wenn man davor steht selber Mama zu werden 😉

        1. Annalena sagt:

          Danke für deine netten Worte – und herzlichen Glückwunsch! 🙂 Es freut mich zu hören, dass ihr bald Eltern werdet! 🙂

  2. Katja sagt:

    Ich finde es super cool, sich mal Gedanken zu machen, was man in den Jahren mit Baby und Kleinkind gelernt hat. Ich weiß, dass es viel ist, aber halt andere Skills als die durchs Studium etc. Richtig gut, dass hier zu lesen! Das Nicht-Beurteilen finde ich auch in der Partnerschaft soo wichtig. Zu sagen, dass es ok ist, wie und wie viel der Partner gerade schafft oder nicht schafft…

    1. Annalena sagt:

      Danke, das freut mich! 🙂 Was würdest du sagen, was ist einer der Punkte, die du gelernt hast?

      Ja, stimmt, es ist auch wichtig, damit zufrieden zu sein, wie viel oder wenig der andere schafft und seine Grenzen zu akzeptieren. Schnell vergisst man auch mal, dass der Andere halt auch „nur“ ein Mensch ist. Ich denke mir manchmal, dass mir für meinen Mann so viel zu tun einfällt, dass ich ihn klonen könnte und es trotzdem noch schaffen würde, dass ich beide mit Aufgaben und Ideen voll auslaste. 😉

  3. […] Aussen Oben“ im 1. Jahr mit Kind gemacht hat sind sehr lesenswert und hilfreich, schaut hier […]

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