Die beeindruckende Entstehungsgeschichte des Adventskranzes

Gründung des „Rauhen Hauses“ – Dem Ursprungsort des Adventskranzes

Durch eine Spende an den Besuchsverein von St. Georg war es 1833 möglich, dass Johann Hinrich Wichern ein Armenhaus gründete. In diesem Armenhaus in Hamburg, welches das „Rauhe Haus“ genannt wurde, betreute Johann Wichern verhaltensauffälige, arme und straffällig gewordene Kinder. (10)

Das Rauhe Haus war jedoch ein Armenhaus, dass nach einem neuen und damals eher ungewöhnlichen Modell geführt wurde – mit deutlich mehr Freiheit, Gemeinschaftsbewusstsein, Modell einer Familie und Erziehung durch Arbeit zur Arbeit. Außerdem gab es jeden Morgen eine Morgenandacht, jede Woche wurde der Gottesdienst besucht. (11)

Der Kirchenkalender und somit auch Weihnachten spielten im Rauhen Haus eine große Rolle. Dadurch wurde Johann Wichern immer wieder von den Kindern gefragt, wie lange es noch bis Weihnachten dauert. So kam ihm schließlich eine Idee…

Die Erfindung und Bedeutung des Adventskranzes

Als man sich am nächsten Tag frühmorgens für die Andacht versammeln wollte, war die Türe des Raumes geschlossen. Die Kinder sollten nun ruhig warten, während Johann Wichern einen Psalm vorlas, der für den Tag für die Andacht vorgesehen war. Alle Kinder warteten gespannt. Nach Lesen des Bibeltextes öffnete er die Türe. Im Dämmerlicht betraten die Kinder den Raum – und sahen ein Wagenrad. Ein Wagenrad mit 24 Kerzen.

Vier weiße Kerzen, dazwischen rote. Die großen weißen Kerzen stehen für die Adventssonntage. Die kleinen roten Kerzen für die übrigen Tage.

Johann Wichern zündete die erste Kerze an – und ein kleines Licht ging auf. Ab diesem Morgen wurde Tag für Tag eine neue Kerze angezündet. Es wurde heller und heller. (12)

Als Johann Wichern die Idee des ersten Adventskranzes hatte, dachte er wahrscheinlich an die Bibelstelle aus Jesaja 9, 1-2. Dort steht: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; über denen, die da wohnen im Land des Todesschattens, scheint es hell.“

In 1. Johannes 8,12 steht: „Ich -Jesus- bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Johann Wichern wollte mit dem Adventskranz den Kindern in seinen Heimen die Wartezeit auf Weihnachten anschaulich machen: Licht in der Dunkelheit als Symbol für Christus, der als „Licht in die Welt“ kommt. In eine Welt, in der es dunkel ist. In der Armut, Zerstörung und so viel Böses herrscht. Er kommt als Licht – dem einzigen „Gegenmittel“ gegen die Dunkelheit.

Die Idee der Kerzen an einem Kranz, die Woche für Woche angezündet werden, spiegelte genau diese Hoffnung und Erwartung wider: Die Lösung naht!

So sah also der 1. Adventskranz aus – er wird auch „Wichern-Kranz“ genannt. 1860 wurden dann Zweige hinzugefügt. 
 Im laufe der Zeit setzte sich der Brauch in den private Haushalten durch. Um besser in die Wohnungen zu passen wurde der Kranz verkleinert und auf die 4 Kerzen „reduziert“. (13)
 1925 wurde der erste belegte Adventskranz in einer katholischen Kirche aufgehängt.(14)

Am 1. Advent jeden Jahres wird in Hamburg, seit dem 2. Dezember 2012, traditionell beim Rathaus ein Wichern-Kranz übergeben und in der Vorweihnachtszeit öffentlich aufgestellt. (15) Seit 2008 auch im deutschen Bundestag. (16)